Workshop mit der Zebra Group

Workshop mit der Zebra Group

Im November war der Deutsche Judo-Bund (DJB) mit einem Expertenteam bei der zebra | group GmbH für einen Workshop zu Gast.

Ralf Sippel, head of strategy and business development bei der zebra | group, fasst in seinem LinkedIn-Artikel perfekt zusammen, welche Energie im Rahmes des ersten Workshops im November entstanden ist:

 

Werte-Gemeinschaft oder lieber mit dem Ellenbogen - welche Gesellschaft wollen wir sein?!?

Workshops sind bei zebra|group ein wichtiges Tool zur Situationsbeschreibung und De-Konstruktion komplexer Zusammenhänge bei neuen Aufgaben unserer Kunden. Vor drei Wochen hatte ich einen Workshop mit Mitgliedern der Führungsspitze des Deutschen #JudoBund e.V. Das Thema schien unverfänglich: Eine neue Strategie für den deutschen Judosport und wie es gelingt, die Verwerfungen durch Corona im #Vereinssport wieder rückgängig zu machen. Um auch im Spitzensport die richtige Entwicklung neu anzuschieben. Ziel: die Attraktivität der Sportart zu diversen Stakeholdern hin erneuern.

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Als Stratege gehst Du da sachlich ran an die Analyse, machst Bestandsaufnahme, sammelst und sortierst und bekommst dann eine effektive Problembeschreibung, auf die sich dann Lösungen entwickeln lassen. So weit so klar, nur hat es mich beim sammeln und sortieren mit den Judokas voll erwischt. Denn ich habe in der Beschreibung der Herausforderungen im Judo die Analogie zu uns allen gesehen. Zu uns als Gesellschaft. Und das hat mich gleichermaßen sehend wie ratlos gemacht, daher möchte ich diese Ambivalenz mit euch teilen. Weil uns das - egal welchen Sport wir lieben - nicht kalt lassen kann. Worum geht's:

Judo hat auf Vereinsebene die selben Probleme wie viele andere Sportarten & Vereine: Zahlreiche Abmeldungen von Kindern und Jugendlichen während Corona. Das führt Vereine in die Problemschleife sinkende Mitgliedszahlen-sinkende Beiträge-sinkende Attraktivität-sinkende Auslastung von Trainern und Trainingsstätten und schrumpfende Strukturen durch weniger Attraktivität im #Ehrenamt etc.. Und von den steigenden Kosten bleiben sie auch nicht verschont, was TOP-Vereine noch einigermaßen meistern können. Aber da, wo es schon etwas klemmt, droht der schleichende Niedergang. So sieht es an der Basis aus. Nicht überall, zum Glück, aber der Trend ist negativ.

Im Judo #Spitzensport macht sich die staatliche Absage an den Leistungssport bemerkbar: Die Reduzierung von Finanzmitteln führt zu sinkenden Trainerzahlen führt zu weniger Leistungszentren führt zu weniger Wettkämpfen führt zu weniger internationalen Erfolgen führt zu weniger Vorbildern für Kinder und Jugendliche führt zu weniger Attraktivität im Vereinssport etc.. Eine Spirale also, die im Spitzensport ebenso wie im Breitensport nach unten zeigt. Gegen die sich manche #Judolandesverbände und #Judovereine noch erfolgreich stemmen, aber einige eben nicht mehr. Und dann geht da auch mal das Licht aus.

Soweit die Situation, aber was geht euch das bzw. uns alle an? Ganz einfach: Judo leistet auf Vereinsebene wichtige Arbeit für Kinder und Jugendliche bei der Vermittlung von Fitness, wie andere Sportarten auch. Vor allem leistet Judo Vermittlung und Training von gesellschaftlichen Grundwerten. Und da merke ich, wie wichtig Judo als Sportart für unser System ist. Denn neben einem positiven Selbstwertgefühl aus Können in Selbstverteidigung trainieren die Kinder besonders die #10WertedesJudo in ihrer Anwendung in Training & Wettkampf.

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Die 10 Werte des Judo - sind das nicht auch die wichtigsten Werte im Zusammenleben?

Mannschaftssport trainiert neben Fitness und Zusammenspiel vor allem Teamgeist, Mut und Fairness - klar. Aber nennt mir mal eine Sportart, die auch noch #Ernsthaftigkeit#Hilfsbereitschaft#Höflichkeit#Respekt#Bescheidenheit#Ehrlichkeit und #Wertschätzung vermittelt? Ich will jetzt nicht von den TV-Schwalben der "million dollar soccer boys" reden (hallo Respekt, ahoi Ehrlichkeit); die haben zwar die höchste Sichtbarkeit, taugen aber als Vorbilder selten über den persönlichen Erfolg hinaus. Also wo bekommen unsere Kinder solche Werte denn noch vermittelt? Und sind es nicht auch genau die Werte, die wir uns als Unternehmer von Azubis und Mitarbeitern wünschen? Oder die wir als Unternehmen in unsere #Leitbilder#Purpose und CI's schreiben, als unsere #Unternehmenswerte? Werte, die wir uns auch von unseren Nachbarn wünschen? Schon komisch, dachte ich mitten im Workshop, dass wir alle wissen, wie wir zusammen leben und arbeiten wollen, aber scheinbar niemand mehr weiß, wie es beginnt, diese Werte zu bilden und weiter zu geben. Es beginnt - wo sonst - bei unseren Kindern und Jugendlichen. Eltern verweisen da gern auf die Lehrer, die auf ihre Überlastung und zurück an die Eltern. Ja wenn wir wenigstens alle selbst genug Vorbilder darin wären, aber sind wir das denn? Im Alltagsstress, im Job, als Chef, als Kollege, als Eltern? Ich werde diesen 10 Regeln ganz sicher nicht allen und jeden Tag und zu Jederfrau oder Jedermann und allen anderen gerecht. Keine Ahnung, ob ich darin Kindern ein Vorbild sein könnte, vermutlich nur sonntags.

Gern streng ich mich ja noch mehr an. Aber Judo ist ein systemischer Teil der Lösung, hier liegt ein echter Hebel für uns als Gesellschaft: mehr Judo heißt mehr Werte-Bildung. Stabile Vereine und mehr Trainer bedeuten viel mehr fitte Kinder und Jugendliche mit guter Werte-Bildung. Warum also wissen wir sowenig über Judo, warum akzeptieren wir unwissentlich weniger Judo in Vereinen und Spitzensport, wo wir doch viel mehr davon brauchen? Wusstet ihr, dass Judo-Trainer besonders wertvolle #Integrationsarbeit für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund leisten? Und dass sie darüber die im Training vermittelten Werte auch in deren Familien liefern. Das ist doch wichtig, oder? Und dass manches dieser Kinder diese (unsere) Judo-Werte sehr viel ernster nimmt als einige unserer "biodeutschen" kiddies? Aus verschiedenen Gründen... sehr aufschlussreich. Judo ist also nicht nur die Antwort auf allgemein abnehmende Koordination und Kondition bei Kindern, sondern auch auf gelingende Integration. Auf dieser Sinn-Stiftung wollen wir jetzt die neue Judo Mission gemeinsam mit dem Judo-Bund e.V., seinen Landesverbänden und Vereinen erneuern und aktivieren. Und zwar für die Gesellschaft.

Brauchen wir das wirklich? Ja schaut mal ins Land - was denken wir denn, wie sich die zunehmende Gewalt in der Sprache, #Ressentiments, abnehmende Hilfsbereitschaft und #Fremdenfeindlichkeit eindämmen lässt, wenn wir solche Werte nicht besser miteinander trainieren (lassen) und an die Kinder durch Training und Wettkampf "Eins gegen Eins" weiter geben?

Mitten im Workshop hatte ich ein starkes deja-vu: bei der #EffiPreisverleihung vor wenigen Wochen in Leipzig wurde die #Johanniter "Anti-Gaffer-Kampagne" (kreiert von den Kollegen von Scholz& Friends) mit Gold für die Kategorie "Healthcare" und Silber für "Doing Good" ausgezeichnet. Im Kern geht es um einen QR-Code, der Unfallopfer filmenden Gaffern eine krasse Anzeige in den Screen schiebt, die sagt: #gaffentötet !!! Starke Kreation für eine wichtige Mission und Respekt den Kollegen für Gold und Silber. Was mich schon bei der Preisverleihung angefasst hat, waren die Berichte der Sanitäter über Behinderung bis zur Bedrohung bei ihren Einsätzen. Ich dachte: soweit weg von Hilfsbereitschaft, Höflichkeit und Respekt sind wir also schon bei den Erwachsenen, dass wir die Auswirkungen solchen Werte-Verfalls derart bekämpfen müssen. Das würde einem Judo-Kind niemals einfallen, glaube ich, und es würde seinen Eltern das auch deutlich sagen. Aber die Frage dahinter ist doch: wollen wir wirklich weiter mit Kreativität oder Gesetzen an den Symptomen werkeln oder gehen wir auch die Ursachen an? Und wenn ja, dann wer - wer macht es denn? Eine starke Antwort darauf: Judo-Trainer machen das, sie verdienen jeden Tag Gold in der Kategorie "#DoingGood" für unsere Gesellschaft.

Dieser thread zwischen Workshop und Preisverleihung, das hat mich motiviert zu diesem Artikel. Ging leider nicht kürzer :-) Ich meine: lasst uns gemeinsam aufmerksamer sein, vor allem lasst uns mehr Judo wagen. Lasst uns Vereine und Trainer besser unterstützen, wo es geht. Für mehr Werte-Bildung. Denn die machen das in Echt und nachhaltig. Und nicht nur auf den Staat dabei zeigen, sondern auch als Unternehmer können wir mehr tun für den Verein vor Ort. Oder was denkt ihr? Wir zebras bauen jetzt jedenfalls mit dem Judo-Bund e.V. weiter gemeinsam an einer starken neuen #judomission - weil es wichtig ist.

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Judo-Kinder sagen zu Omis, wenn diese sich für etwas Hilfe im Bus bei ihnen bedanken: "Wir machen ja auch Judo!"

 

Quelle: DJB

 

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